Alle Artikel mit dem Schlagwort: Arbeitsbedingungen

Miese Arbeitsbedingungen in Bangladesch – die Lösungsangebote von Jauchs Talkshowgästen auf dem Prüfstand

Die Diskussion um Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie Bangladeschs, die nach dem Einsturz einer Fabrik Ende April mit über 1000 Toten begann, hat es nun bis in Günter Jauchs Talkshow gebracht. Zwar hat in der Runde gestern Abend ein ordnungspolitisch orientierter Volkswirt gefehlt, dafür wurden die Ökonomen unter uns mit einem Einspieler über eine interessante Studie des Experimentalökonomen Armin Falk entschädigt. Lösungsmöglichkeit 1 präsentierten die Unternehmer in der Runde, Sina Trinkwalder und Thomas Tanklay. Sie plädierten dafür, Textilien in Europa herstellen zu lassen. Diese Lösung würde zwar unser Gewissen entlasten, den Näherinnen in Bangladesch aber überhaupt nicht helfen – eher im Gegenteil. Trotz eines großen landwirtschaftlichen Sektors muss Bangladesch per Saldo Lebensmittel einführen und immer noch ist in dem dicht besiedelten Land Unterernährung verbreitet. Ohne Beteiligung am Welthandel und ohne Textilexporte käme es in Bangladesch wieder zu Hungersnöten, die viel mehr als 1000 Opfer fordern würden. Lösungsmöglichkeit 2 vertrat der Journalist Ranga Yogeshwar am vehementesten. Er möchte, dass Unternehmen wie KiK für ihre Lieferanten die Haftung übernehmen – und zwar „nach unseren gesetzmäßigen Möglichkeiten“. Diese Lösung …

Der Fall Amazon – Mein Resümee

Zu meinem Beitrag „Der Fall Amazon – Wer ist verantwortlich?“ gab es viele interessante Kommentare und auch sonst im Netz wurde die ARD-Doku von Diana Löbl und Peter Onneken viel kommentiert. Zeit für mein Resümee. Wer muss Konsequenzen ziehen? Nicht umsonst hatte ich im Artikel „Wer ist verantwortlich?“ den Fall Amazon aufgesplittet und sechs sicher festgestellte Missstände aufgezählt. Sechs verschiedene Punkte, so kann man mehrere Verantwortliche benennen, ohne die Verantwortungsbereiche zu verwischen. Aber nach welchem Grundsatz sollte man die Verantwortung aufteilen? Nun, ich denke, verantwortlich sollte immer der sein, dem es am leichtesten fällt, den jeweiligen Missstand zu beseitigen. Wem aber fällt es am leichtesten? Nun, demjenigen, der den besten Zugang zu Informationen über den Missstand hat und über die besten Mittel zu seiner Beseitigung verfügt. Wenn man sich über diese Grundsätze klar geworden ist, löst sich das Problem der Verantwortung folgendermaßen: Amazon hat die Saisonarbeiter mit irreführenden Angaben angeworben. Verantwortlich: Amazon selbst. Unterkünfte und Essen der Leiharbeiter sind miserabel. Verantwortlich: für das Essen die Ferienanlage Seepark. Die Betreiber der Ferienanlage hätten es auch ablehnen …

Der Fall Amazon – Wer ist verantwortlich? (Teil 1)

Gestern Abend zeigte die ARD eine sehenswerte Doku. Es ging um Leiharbeiter, die aus ganz Europa nach Deutschland herangekarrt werden, um in der Vorweihnachtszeit beim Internetkaufhaus Amazon für zwei bis drei Monate zu arbeiten. Erschreckende Zustände wurden aufgezeigt. Den Beitrag kann man sich in der ARD-Mediathek zur Zeit anschauen, aber ich verlinke jetzt nicht, da Links zu den öffentlich-rechtlichen Sendern nach einer Woche meist tot sind. Sechs Missstände werden meiner Meinung nach unzweifelhaft festgehalten: Amazon ködert Zeitarbeiter aus dem krisengeschüttelten Spanien mit relativ guten Konditionen. Zwei Tage vor der Abfahrt nach Deutschland erfahren die Bewerber aber, dass sie nicht bei Amazon direkt, sondern bei der Leiharbeitsfirma Trenkwalder beschäftigt werden sollen. Den Arbeitsvertrag bekommen die Interessenten erst, wenn sie bereits in Deutschland sind. Die Konditionen darin sind deutlich schlechter, als ursprünglich von Amazon angekündigt. So wird nur ein Stundenlohn von 8,52€ statt 9,68€ gezahlt. Die Differenz begründet Trenkwalder damit, dass die Firma Kost und Logis übernimmt. Die Unterkünfte für die Leiharbeiter sind miserabel. Jeweils sieben Leute müssen sich einen kleinen Ferienbungalow teilen. Das Essen ist ebenso …

Bedingungsloses Grundeinkommen: Widersprüchliche Gegenargumente von links

Das bedingungslose Grundeinkommen (häufig BGE abgekürzt) ist ein Phänomen. Es hat überzeugte Anhänger sowohl bei Linken als auch im wirtschaftsliberalen Spektrum gefunden und erbitterte Gegner in allen politischen Lagern. Vor diesem Hintergrund ist ein Artikel von Holger Schatz im aktuellen Heft „Widerspruch“ interessant, in dem sich der Autor mit den Gegenargumenten zum bedingungslosen Grundeinkommen auseinandersetzt, die aus explizit linken Positionen heraus artikuliert werden. Ich möchte hier nicht auf alle „linken“ Gegenargumente eingehen, die Schatz analysiert, sondern drei herausgreifen: Das erste Gegenargument besagt, dass mit dem BGE die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den Hintergrund rücken könnte. Nun, die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit war außerhalb von Sonntagsreden nie Priorität der Politik wie der Gewerkschaften. Alles andere ist ein Mythos. Schatz macht allerdings deutlich, dass die These vom „Ende der Arbeit“, die viele Befürwortern des BGE beim Thema Arbeitslosigkeit vertreten, anfällig für Kritik ist. Denn nicht die Arbeit als solche gehe aus, wohl aber die gut bezahlte Arbeit. Der Rationalisierungsfortschritt in der Industrie macht die produktiven Arbeitsplätze noch produktiver – und seltener. In vielen Dienstleistungsbereichen ist dagegen der Produktivitätsfortschritt …