Wirtschaftswurm-Blog

Japan, die Europäische Zentralbank und der Währungskrieg

Shinzo Abe, der japanische Premier, wird beschuldigt, einen Währungskrieg anzuzetteln. Dabei will Japan jetzt nur eine ähnliche Geldpolitik wie die Europäische Zentralbank betreiben.

In einer gemeinsamen Erklärung von japanischer Notenbank und japanischer Regierung heißt es zunächst lediglich, dass die Notenbank fortan ein Inflationsziel von 2 % verfolgen soll. Das ist mehr als vorher. Da lag das Inflationsziel bei 1 %. Andererseits ist der Unterschied zum Inflationsziel der Europäischen Zentralbank minimal. Die EZB hat ihr Inflationsziel mit „unter aber nahe 2 %“ festgelegt. Wenn Japans Inflationsziel Währungskrieg bedeutet, dann betreibt die EZB ihn schon lange.

Logo und Schriftzug der Bank von Japan

Logo mit Schriftzug der japanischen Notenbank auf ihrer Internetpräsenz

Mehr als auf das Ziel kommt es aber auf die Mittel an. Laut Süddeutsche hat die japanische Notenbank erklärt: „sie werde unbegrenzt Geld in die Märkte pumpen. Sie will Staatsanleihen kaufen, Unternehmensanleihen und auch Aktien.“

Wirft die japanische Notenbank nun die Druckerpressen an und kauft mit dem neu geschaffenen Geld alles an den Börsen auf, egal zu welchem Preis? – Das wäre natürlich Wahnsinn, ist aber tatsächlich keineswegs geplant. Was die Süddeutsche meint, ist nämlich nicht unbegrenzt, sondern unbefristet. (Und das sollte sie dann beim nächsten Mal auch schreiben.)

Die Bank of Japan nennt nämlich sehr wohl Grenzen ihres Ankaufprogramms: Ab 2014 (wenn ihr augenblickliches Ankaufprogramm ausgelaufen ist) sollen monatlich Wertpapiere im Wert von 13 Billionen Yen erworben werden (etwa 11 Milliarden €).

Ohne Limit darf nur einer agieren: Mario Draghi mit seiner EZB. Für seinen Kauf von Anleihen von Krisenstaaten soll es zwar Bedingungen geben (ein von den europäischen Partnern abgesegnetes Sparprogramm), aber eben keine Obergrenze. Da fragt sich, wer hier einen Währungskrieg führt.

Folgendes mag man nun einwenden: Intern verfolgen die Japaner das Ziel ihre Währung Yen abzuwerten und so ihre Exporte anzukurbeln. So muss man zumindest die Äußerungen einiger japanischer Politiker deuten. Für die europäische Politik spielt dagegen der Wechselkurs keine bedeutende Rolle.

Macht das einen Unterschied? – Nein, denn die Geldpolitik der EZB führt natürlich genauso zu einer relativen Schwächung des Euros wie die Geldpolitik der Bank of Japan zu einer relativen Schwächung des Yens führt. Gleiche Mittel – gleiches Ergebnis.

Nur für Wolfgang Schäuble besteht da anscheinend ein Riesenunterschied. Während er der EZB öffentlich sein Vertrauen ausspricht, zeigt er sich über die japanische Politik besorgt. Misst da jemand mit zweierlei Maß?


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4 Kommentare

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  4. Häschen sagt

    Wirtschaftswurm, das ist die Politik. Ich weiß auch nicht warum alle von Krieg sprechen. Als wenn das Thema so populär wäre. Vermutlich eher ein Appell mit dem Ziel den Zorn des Zeus neu zu beleben im Gedächtnis der Bürger, besser gesagt man bemüht Poseidon.

    Egal wie man das Vorgehen im Moment nennt, keine Ahnung was man sich davon erwartet.

    Ich kann die (Re)aktion der Japanischen Notenbank nachvollziehen, aber bitte die sind jetzt bei welchem QE? 8 oder 9. Dabei ist es ja egal, welche Art von Easing betrieben wird. ‚Japan‘ ist auf der Flucht nach vorne in einem Währungswettlauf um die Blecherne Medaille.

    Credit Easing hört sich zwar an sich harmloser an, kann sich jeder drunter etwas vorstellen. ein praktisch denkender Mensch stellt sich vor – günstiges Geld für die heimische Wirtschaft – heißt aber auf Deutsch nichts anderes als, ‚Wir kaufen faule Kredite‘. QE ist dann aufblasen der Bilanzsumme mit durch Steuergelder besicherte Staatsanleihen. So einfach ist die Sache nicht wie das Wort ‚Easing‘ suggeriert und lastet schwer auf den Schultern der Bürger.

    Vermutlich wird bald der Gregoreanische Kalender abgelöst durch einen neuen. Monat wird zu Monti und das Jahr zum QE. Nach 3 Monti im QE37 begaben sich 3 Weise … aber jetzt kommt mal Ostern, zuvor aber die Fastenzeit.

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